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Betsaal Wiesentfels

Kirche zum Anfassen

Zur Gemeinde Krögelstein gehören einige umliegende Dörfer. Teils sind dort nur ein paar „versprengte“ Evangelische wohnhaft, d.h. der überwiegende Teil ist katholischer Konfession (z.B. in Freienfels, Treunitz und Steinfeld). Manche sind aber zum Großteil evangelisch, wie Loch und Wiesentfels.

In Wiesentfels befindet sich ein „Filialkirchlein“ zu unserer Pfarrkirche in Krögelstein: der Betsaal Wiesentfels (Wiesentfels 2, 96142 Hollfeld). Dieser ist nur über einige Stufen zu erreichen und grenzt unmittelbar an ein Wohnhaus an. Es gibt wenige Parkplätze unterhalb des Betsaales. Der Betsaal ist bestuhlt und besitzt eine umlaufende Bankreihe. Es haben etwa 40 BesucherInnen Platz. Vorne ist ein schmaler Altartisch mit einem großen hölzernen Jesuskreuz darüber an der Wand. Links daneben befindet sich ein steinerner Taufstein, rechts davon ein Holzpult.

Grundsätzlich wird einmal im Monat ein Gottesdienst im Betsaal gefeiert. In den Sommermonaten (Juli, August) finden seit drei Jahren auch Freiluft-Gottesdienste im Schlosshof im Schloss Wiesentfels statt.

Wie die Filialkirche in Wiesentfels entstand

Bis zum Jahr 1938 erlaubte es der Graf von Giech den Wiesentfelser und Locher Bürgern, ihren Gottesdienst an besonderen Fest- und Feiertagen und viermal jährlich das Abendmahl in der Schlosskapelle im Schloss Wiesentfels abzuhalten.

Nach dem Tode des Grafen durfte in der Schlosskapelle kein Gottesdienst mehr stattfinden. Das gespannte Verhältnis von Kirche und Staat zur Zeit des Nationalsozialismus machte aber einen kirchlichen Versammlungsraum umso dringlicher. Christliche Versammlungen in Privathäusern waren erst ungern gesehen und später gar verboten. Die Gemeinde versammelte sich daher heimlich bei der Familie Peter Hermannsdörfer zum Gottesdienst. Weil Christen vor Ort aber in Frieden und rechter Andacht feiern wollten, machten sich die Kirchenvorstände auf die Suche nach einem geeigneten Raum. Diesen fanden sie schließlich beim Kanitzky-Haus, nämlich einen leerstehenden Ziegenstall.

Nach längeren Verhandlungen konnte das Haus zunächst dank Erlaubnis der in Wiesentfels geborenen und in Plankenfels lebenden Frau Lina Schreyer für 15 Jahre unentgeltlich genutzt werden – es musste aber von der Kirchengemeinde saniert und in Schuss gehalten werden. Später bezog die Besitzerin eine Leibrente für die Nutzung des Raumes.

Bevor die Gemeinde ihre kleine Kirche in Gebrauch nehmen konnte, wurde in aller Stille und ohne Anmeldung beim Landratsamt die inneren notwendigsten Umbauten vorgenommen. Nach außen hin durfte nichts verändert werden, damit keine Meldung an die Kreisleitung erfolge. Erfreulicherweise half der damalige Ortsgruppenleiter Heinrich Beyerlein mit, indem er den anfallenden Schutt mit abfuhr. Nach erfolgter Renovierung wurde der Raum ohne feierliche Einweihung (der Kreisleitung wegen!) am 2.November 1941 für gottesdienstliche Zwecke in Gebrauch genommen. So kamen die Locher und Wiesentfelser durch ihre Beharrlichkeit und Hartnäckigkeit über ein Jahrzehnt eher zu ihrem Betsaal als die Krögelsteiner zu ihrem Gemeindehaus bzw. Jugendheim.

Nach dem Krieg kam als einzige die kleine Glocke von der Wiesentfelser Schlosskapelle wieder zurück. Auch der Taufstein und das alte Harmonium ging nach dem Tod des Grafen von Giech in den Besitz der Kirchengemeinde über, ebenso die Abendmahlsgeräte. Ein katholischer Zimmermann und Flüchtling baute auf dem Betsaal für die Glocke ein Türmchen. Die Pläne für die Bänke, den Altar, das Lesepult und den Leuchter wurden vom landeskirchlichen Architekten entworfen; das Oberammergauer Kruzifix besorgte auch dieser.

Der Betsaal im Wandel der Zeit

Im Juli und August 1961 wurde der Betsaal dann zum ersten Mal gründlich renoviert, d.h. die hintere feuchte Wand gegen den steilen Berghang abgerissen und neu aufgezogen, eine breite Abflussrinne angebracht und der Fußboden bedeutend tiefer gelegt. Außerdem wurde eine größere Eingangstür eingebaut. Der Rührigkeit und raschen, selbstlosen Mitarbeit aller Männer war es zu danken, dass diese Arbeiten in kürzester Zeit ausgeführt werden konnten! Am 12.November 1961 konnte dann die (Wieder)einweihung durch Herrn Dekan Weidt erfolgen.

1982 musste unter Pfarrer Scharrer das Dach des Betsaals erneuert werden und ein völlig neuer Dachreiter aufgebaut werden. 1988 erfolgte schließlich wieder durch Eigenleistung von Gemeindegliedern eine Innenrenovierung.

Im Jahr 1991 wurde der Betsaal unter Architekt Michael Staudt aufwändig saniert (für über 70.000 DM), wobei jedoch auch hier nach einigem Hin und Her Abstand genommen wurde von einer vollkommenen Neuaufbau der feuchten Mauer, die am Berghang liegt. Die (Wieder)einweihung fand dann statt am 9.Mai 1991. Auch damals brachten sich die Wiesentfelser und Locher durch viele große und kleine Gaben die Arbeiten und Finanzierung beispielhaft voran. Obwohl in den Jahren 1990/91 der Betsaal zuletzt im „großen Stil“ renoviert wurde (Erd- Maurer- und Putzarbeiten, neue Innenbestuhlung und Boden etc.) drang und dringt dennoch durch die im Fels liegenden Wände Feuchtigkeit ein – ein Umstand, der sich auf normalem bautechnischem Wege nicht beheben lässt. Es sei denn, man würde die Wände komplett einreißen und sie mit genügend Abstand vom Fels wieder aufmauern…

Daher hatte sich der Kirchenvorstand bereits 2003 für eine provisorische „Notlösung“ entschieden. Mithilfe des Kirchgeldes 2004 und vieler Spenden konnte unsere „kleine Kirche“ in Wiesentfels durch einige kleinere Sanierungsarbeiten wieder auf Vordermann bringen: innen wurde die Holzverschalung renoviert bzw. erweitert, der Boden neu eingelassen, die Wände frisch getüncht und zu guter Letzt als wichtigste Maßnahme eine Glockenanlage eingerichtet. Dazu musste das Dachgebälk etwas verstärkt werden, damit das Stahljoch mit dem Motor auch den richtigen Halt findet.

Die Vereine in Wiesentfels und Loch hatten sich daran unter der Leitung von Herrn Harald Wölfel durch Arbeitsleistung und Materialbeschaffung kräftig beteiligt.

Der Aufgang bzw. die Treppen zum Betsaal wurden schließlich im Jahr 2010 renoviert bzw. neu angelegt, nachdem wir endlich das vollständige Gehrecht erhalten hatten. Seit dieser Zeit feiern wir auch regelmäßig, d.h. einmal im Monat Gottesdienste im Betsaal, die meistens gut besucht sind. Wenn unser kleines Kirchlein dann voll ist und der Pfarrer der Gemeinde „auf dem Schoß sitzt“, ist die Freude groß.