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Jugendheim

Im Sommer 2014 wurde unser Jugendheim in Krögelstein 60 Jahre alt. Leider musste im selben Jahr der Jugendheimbetrieb aufgrund mangelnden Brandschutzes eingestellt werden. Somit konnten das Haus nicht mehr als Freizeitenheim und Übernachtungshaus für Gruppen und Familien genutzt werden. Das Haus wurde als Selbstversorgerhaus und als Vollversorgerhaus genutzt. Es hat 35 Betten, hauptsächlich in Mehrbettzimmern, und neben der notwendigen Infrastruktur drei Gruppenräume. Bewirtschaftet wurde das Haus mit einem Team an Teilzeitkräften (Raumpflege- und Kochkräfte, Hausmeister und Hauswirtschafterin), verwaltet wurde es über das Pfarramt Krögelstein bzw. den zuständigen Pfarrer.

Eine Begehung durch eine von unserer Verwaltungsstelle beauftragte Fachkraft für Arbeitssicherheit und zugleich Brandschutzsachverständiger stellte fest, dass es insbesondere an einem zweiten Fluchtweg mangelt. Ein Schreiben des Landratsamtes, das nach einer Begehung des Jugendheimes die Notwendigkeit brandschutztechnischer Baumaßnahmen unmissverständlich klarmacht, untersagte daraufhin bis auf Weiteres die Nutzung der Schlafräume, d.h. des Ober- und Dachgeschosses.

Wie es mit dem Jugendheim weitergeht, wie es derzeit als Gemeindehaus weiter genutzt wird und wie es in Zukunft erhalten werden kann, lesen Sie bitte unter Förderverein Jugendheim. Derzeit (Dezember 2023) beantragen wir eine Nutzungsänderung beim Landratsamt, um dann eine Wohung in den oberen Stockwerken einzurichten und zu vermieten.

Hier ein paar Erinnerungen und Rückblicke auf seine jahrzehntelangen Entstehungsgeschichte:

Im 3. Reich, durften kirchliche Veranstaltungen laut einer Anordnung nur noch in kirchlichen Räumen stattfinden, nicht mehr in Schulen. Das war ein Tiefschlag für viele Kirchengemeinden weil es in den Dörfern nur eine Kirche und ein Pfarrhaus gab. Im Pfarrhaus spielte sich das ganze kirchliche Leben ab: Der Religions- und Konfirmandenunterricht, die Bibelstunden, Passionsgottesdienste, Jugendarbeit, Männerabende, Kirchenchor und der Kinderchor, fanden wöchentlich im Pfarrhaus statt. Um der Enge zu entfliehen, suchte man geeignete Räume für gemeindliche Zusammenkünfte.                                                                                                                  

Der damalige Pfarrer Theodor Vetter erzählt: „Nachdem unser Nachbar Popp, der ‚Bienenkönig‘, verstorben war, trat sein Sohn Franz Popp aus Kaltenhaus an mich heran und bot mir das Grundstück zum Kauf an. Auf Veranlassung des Landeskirchenrates wurde das Lehnershaus – das direkt gegenüber vom Pfarrhaus lag – zum Zwecke der Errichtung eines Gemeindehauses für Abhaltung von Bibelstunden, Passionsgottesdienste gemeindliche Veranstaltungen erworben. Die Verkaufsverhandlungen wurden in aller Stille geführt. Am 13. Oktober 1940 wurde das Grundstück von Franz Popp aus Kaltenhaus gekauft.“ Krieg und Nachkriegsjahre brachten das alte Haus immer mehr in Verfall. Die Baufälligkeit nahm zu. Die Kirchenrenovierung 1947 und die Neubeschaffung der Glocken 1951 ließen das Lehnershaus in den Hintergrund treten, zumal es mit dem Ende des Nationalsozialismuses für die Kirchen keinerlei Beschränkungen mehr gab. Fast betrachtete man das alte Haus als Klotz am Bein. Zunächst war von Haus aus keineswegs an ein Jugendheim gedacht, es ging vorerst nur um einen Raum für gemeindliche Nutzung. Dem Kirchenvorstand blieb nichts weiter übrig als in dieses große Projekt einzustimmen, die Lochner und Wiesentfelser Kirchenvorstände gaben ihre Zustimmung nur unter der Zusage, selbst einen Betsaal zu bekommen.  

Nun ging es mit der Planung für ein neues Haus los. Pfarrer Vetter lies alle seine Verbindungen kreuz und quer spielen. Ihm war kein Weg zu weit und keiner zu viel. Keine Persönlichkeit zu hoch, um sein Ziel zu erreichen: das Haus zu errichten. Allmählich fand man ein Konzept für das neue Gemeindehaus. Es sollte eine Kombination werden aus Gemeinderaum, Jugendraum und Kindergarten. Dafür gab es erhebliche Zuschüsse vom Staat, wie sowohl von der Kirche. Pfarrer Vetter holte sich hierfür den besten Architekten seiner Zeit: Hans Reissinger aus Bayreuth, der in ganz Bayern einen guten Namen hatte. Sein Entwurf für das Jugendheim war genial, es reizte den Architekten in dieses wunderschöne Felsendorf ein architektonisches Kleinod zu setzen. Wegen Einsturzgefahr wurde das „Lehnershaus“ im Frühjahr 1953 eingerissen. Beim Abbruch half die gesamte Jugend dabei kräftig mit. Die Münchner (= Landekirchenamt) erwarteten auch eine entsprechende Eigenleistung der hiesigen Kirchengemeinde. Staatliche und kirchliche Zuschüsse gab es nur durch Gemeinschaftsarbeit der Gemeindeglieder und unbezahlte Eigenleistung. Am 31. August 1953 begann der Erdaushub für die Fundamente des Gemeindehauses. Pfarrer Vetter mobilisierte Jung und Alt, vom Schulkind bis zum Urgroßvater, Frauen waren sowieso gleichberechtigt mit den Männern. Alle die eine Schaufel in der Hand halten konnten, halfen mit, den Grund für das Haus auszugraben. Der Pfarrer selbst stand in den morastigen Gräben, um seiner Gemeinde ein Vorbild zu sein. Am Samstag, den 24. November 1953 konnte Richtfest gefeiert werden. Die Fertigstellung des Hauses ging zügig vor. Nach einem Jahr reger Bautätigkeit konnte das Haus seiner Bestimmung übergeben werden. Am Sonntag den 26. September 1954 war die Einweihung des Jugendhauses.

Hier das Gedicht, das der Pfarrer anlässlich des 60-jährigen Geburtstages dichtete:

Groß ist der Gruppen Zahl,
die treffen sich hier im Saal,
im Jugendheim meist am Wochenende
und sich freuen - das Lob spricht Bände!
Weil die Freizeiten nämlich gelingen,
davon kann ich sprechen und singen!

In jedem Jahr um die Vierzig, mit Maus und Mann
die zeigen sich doch meist sehr angetan,
um hier zu tagen, auszuspannen und zu feiern -
sie kommen von überall, nicht nur aus Bayern.
Wer kennt die Gruppen, nennt die Namen,
die schon in unser Jugendheim kamen
zum Musizieren, Malen, Reden,
wir sind halt gastfreundlich für jeden.

Wem eine Räumlichkeit gefällt,
der mietet sie für wenig Geld.
So vieles hat hier bei uns Platz,
auch das ist der Gemeinde Schatz.
So viele Gruppen werden versorgt hier im Haus,
dafür steht das Team, sorgt für Ordnung und Schmaus.
Wer anderswo nicht recht kann tagen,
braucht im Pfarramt nur zu fragen.
Wir schau’n, was der Kalender sagt
Und geben schließlich unverzagt
Den Schlüssel raus für unsere Räume:
wünschen unsern Gästen schöne Träume.



Auch für die Gemeinde ist’s ein Schatz
Groß und Klein, Chöre und Senioren finden Platz.
Wenn z.B. alle zwei Wochen
die Kinder-GD-Türen stehen offen
oder zu Feiertagen Kinder kommen ins Haus
und Freude herrscht in Saus und Braus
mit Singen, Basteln und Erzählen -
und Essen - das darf auch nicht fehlen.

Gemeindefeste am Jugendheim sind Legende,
da feiert man fast ohne Ende -
den Sommer, Erntedank, feiern auch Advent,
es gibt wohl keinen, der’s nicht kennt.
So soll’n noch viele weilen im Lauf der Zeit,
in diesem Haus - es ist bereit,
zu beherbergen die bunte Schar,
ob Gemeinde oder andre übers Jahr?

Der Segen Gottes soll weiter auf ihm ruh’n.
Dafür wir nehmen auf uns Mühen und Tun.
Damit - wie man’s hier im Saal auch liest
„Gottes Brünnlein hat die Fülle”
Die Fülle des Lebens in diesem Hause fließt!